Sagen und Geschichten
Die Äbtissin aus dem Sabinenkloster
Die Sage hat etwa folgenden Inhalt: Die Bauern von Röpersdorf kamen ihren Verpflichtungen gegen das Sabinenkloster
zu Prenzlau gewissenhaft nach, weshalb sie sich auch häufig des Besuchs der Äbtissin zu erfreuen hatten. Dieselbe ließ sich,
wenn sie Röpersdorf besuchen wollte, in der Regel in einem Fischerkahn über die Ucker setzen. Als die Äbtissin eines Tages Besuch
bei einem Kranken abstatten wollte, gelang es dem Fischer nicht, den Kahn an das Ufer zu bringen, da dasselbe damals wie jetzt noch
sehr dichten Rohrwuchs hatte. Das vergebliche Mühen des Fischers bemerkte ein Bauer, der in seinem Garten beschäftigt war. Der
Bauer wird in der Sage “Dinneis” genannt und soll sein Hof der Kirche gegenüber an der Ostseite des Dorfes gelegen haben. Als
derselbe die Äbtissin in dem Kahn erkannte, badete er durch das Rohr und erbot sich, die fromme Frau auf dem Rücken an das Land
zu tragen. Dieselbe ging auf sein Anerbieten ein, und nachdem sie ihren Krankenbesuch abgestattet hatte und ans Ufer zurückgekehrt
war, stand Dinneis wiederum bereit und trug sie in derselben Weise in den Kahn zurück. Als die Äbtissin Platz genommen hatte,
legte sie ihre Hände segnend auf das Haupt des Bauern und sprach: Du hast mir einen schönen Dienst getan; Gott wird dies vergelten!
Solltest du in großer Not sein, so sprich die Worte: “Ach, dass mir Hülfe käme!” und du wirst Errettung finden. Ich warne dich
aber, von diesen Worten keinen Missbrauch zu machen. Hiermit verabschiedete sie sich und trat die Rückfahrt nach Prenzlau an.
Die Äbtissin war bereits eine hochbetagte Frau und nicht gar lange Zeit nach diesem Ereignis starb sie. Dinneis lebte
längere Zeit in Glück und Frieden.
Da geschah es in einer Nacht, dass seine Frau sich in Kindesnöten befand; menschliche Hilfe war vergeblich gewesen; das
Leben der Frau schien in großer Gefahr. Dinneis saß sorgenvoll an dem Bette der Leidenden. In dieser Not erinnerte er sich
daran, was ihm einst die Äbtissin verheißen hatte, und unwillkürlich kamen die Worte über seine Lippen: “Ach, dass mir
Hülfe käme!” Kaum hatte er so gesprochen, da öffnete sich die Tür und herein trat eine Frauengestalt, in welcher er sofort
die fromme Klosterfrau erkannte. Mit den Worten: Friede sei mit Euch! Trat sie näher, berührte das Gesicht der leidenden Mutter
und diese gebar glücklich ein gesundes Knäblein. Dasselbe wurde von der frommen Frau geschmückt, gekleidet und an das Herz
der Mutter gelegt. Darauf wurden Mutter und Kind gesegnet und die Klosterfrau war verschwunden.
Dinneis sollte aber noch öfter die Hilfe seiner seligen Beschützerin erfahren. Zwar war er in Haus, Hof und Feld
gesegnet und zu Wohlstand gekommen; aber nach Jahren geschah es, dass an einem heißen Sommertage von Westen her ein
Gewitter heraufzog, ein Gewitter, das sich vom Uckersee nicht nach Norden oder Süden abweisen ließ, sondern direkt
über den See nach Osten zog. Gewaltig entluden sich die Blitze über Röpersdorf, und einer derselben zündete in dem
Gehöft des Dinneis. Dieser hatte sich und den Seinen zwar das Leben gerettet, aber in wenigen Stunden war sein
Wohlstand zu Asche geworden. In einem Nachbarshause fand der Obdachlose ein vorläufiges Unterkommen. Hier geschah
es in einer Nacht, dass er keinen Schlaf finden konnte; sein Herz war von Sorgen erfüllt. Woher sollte er die Mittel
nehmen, um Haus und Hof neu zu erbauen? Aber wie ein Stern in dunkler Nacht schien plötzlich Hoffnung in sein Herz
durch die Erinnerung an die alte Verheißung, und er sprach die Worte: “Ach, dass mir Hülfe käme!” Sobald er so
gesprochen, erschien im Zimmer die alte Freundin mit einer Fackel in der Hand und sprach: “Dinneis, verlass dein
Lager und folge meinen Schritten.” Der Bauer wurde über die Dorfstraße zum Kirchhof und von dort durch die Kirche
in die Sakristei geführt. Hier löste die Äbtissin einen Stein aus der Wand und sprach: “Nun greife zu und nimm, soviel
du nötig hast!” Dinneis griff zu, ein-, zwei-, dreimal; es waren lauter geprägte Gold- und Silberstücke, welche er hier
fand. Darauf wurde er wieder durch die Kirche auf den Kirchhof geführt und seine Begleiterin war plötzlich verschwunden.
Fröhlichen Herzens suchte er sein Lager auf um noch in demselben Jahre gründete er wieder einen eigenen Herd.
In Kraft und Gesundheit erreichte Dinneis ein hohes Alter, so dass er als Greis noch an den schwierigsten Erntearbeiten
teilnehmen konnte. Einst aber befand er sich auf einem beladenen Erntewagen; sein Fuß trat fehl, er fiel auf den harten
Scheunflur und brach ein Bein. Auf dem langen Krankenlager fühlte Dinneis, dass in seinem Alter eine Heilung des Bruches
nimmer möglich sei. In diesem Zustande, als seine Kräfte abgenommen und er den letzten Kampf herannahen fühlte, sprach
er: “Ach, dass mir Hülfe käme!” Sofort erschien ihm die Äbtissin und fragte nach seinem Begehr. Dinneis antwortete: “
Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein!” Darauf trocknete sie ihm den Schweiß von der Stirn und sprach: “
Dir geschehe, wie du willst!” und nachdem Dinneis von den Seinen Abschied genommen hatte, starb er eines sanften und
seligen Todes.
Tatsache ist, dass an einem Grabhügel des hiesigen Kirchhofes sich ein Denkstein befand, auf welchem das Bild eines
Mannes, der eine Frau auf dem Rücken trug, eingemeißelt war. Dieser Stein soll erst in der Zeit des siebenjährigen
Krieges abhanden gekommen sein.
Der Puppenspieler
Ab September 2003 wurde in der Kirche damit Es war einmal ein Puppenspieler, der reiste überall umher und machte allerlei Kunststücke. Einstmals zur Sommerzeit war er in Röpersdorf, und als das Spiel zu Ende war, bat er seine Gäste, aus der Gasthofstube auf die Straße hinauszukommen. Hier wollte er noch ein ganz besonderes Kunststück zeigen. Er griff nun einen Hahn auf, der grad über den Weg stolzierte, und band ihn an einen Sägebock fest, der vor dem Dorfkruge stand. Der Hahn will aufflattern, kann aber nicht loskommen, weil er fest an den Balken angebunden ist. Wie er aber immer mehr Gewalt brauchte, zog er plötzlich mit dem ganzen Sägebock ab. Die Leute allesamt staunten und lachten und juchzten hinter dem Hahn her. Dadurch wurde dieser scheu und zog immer schneller mit seinem Balken davon. Nun kam da gerade ein Mädchen ins Dorf hinein, das hatte eine Fracht Klee auf dem Rücken: "Leute," sagte das Mädchen, "was habt ihr euch da so gefährlich? Was ist da los?" - "Mädchen," sagten die Leute, "siehst du nicht, daß der Hahn sich da mit einem großen Sägebock umherschleppt?" - "Wo denn?" fragte das Mädchen. - "Nun, dort!" kriegte sie zur Antwort. - "Meint ihr da den Hahn, der sich immer mit dem Strohhalm schleppt?" sagt sie dagegen. So streiten sich die Leute mit dem Mädchen herum; sie sagt "Strohhalm", und die sagen "Sägebock". Ihre Augen waren verblendet und die Augen des Mädchens nicht. Woher kam es aber, daß ihre Augen richtig sahen? Das macht: sie hatte in ihrer Last Klee ein vierblätteriges Kleeblatt. Als der Puppenspieler gewahr wurde, daß das Mädchen mit der Fracht Klee die anderen Leute aufklärte, zauberte er ihr geschwind ein großes Schloß an den Mund, daß sie nicht ein Wort mehr reden konnte. Den ganzen Nachmittag mußte sie nun mit ihrem Schloß zum Spott der Leute umherlaufen. Als endlich alle Leute nach Hause gingen, nahm der Puppenspieler einen Schlüssel und machte ihr das Schloß am Munde wieder auf.
Der Stein des Erschlagenen
Nahe beim Turm der Röpersdorfer Kirche liegt in der Erde ein großer Findlingsblock. Hier erschlug einst ein Bauer einen Priester. Als der Bauer eines Tages abends vom Felde kam und sein Haus betrat, fand er in der Stube einen Priester, der sein Weib tröstete. Darob ergrimmte der gottlose Bauer; er zerrte den Priester an den Haaren hinaus, schleppte ihn nach dem Kirchhof und erschlug ihn dort auf dem großen Stein. Seit jenem Tage hat der Stein die merkwürdigen Eindrücke auf seiner Oberfläche.